Büste von Marsyas: Ein Meisterwerk der Barockskulptur

Die Büste von Marsyas ist ein Meisterwerk des deutschen Barockbildhauers Balthasar Permoser, der von 1651 bis 1732 lebte. Er schuf die Büste um 1680–85, wahrscheinlich in Rom oder Florenz, als er von den Werken von Gianlorenzo Bernini und Pierre Puget beeinflusst war. 

Die Büste von Marsyas ist ein Meisterwerk der barocken Bildhauerkunst, das von Balthasar Permoser um 1680–85 geschaffen wurde. Permoser war einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 17. Jahrhunderts, der vor allem für seine lebendigen und ausdrucksstarken Werke bekannt war. Die Büste von Marsyas zeigt den Satyr, der von Apollo bestraft wurde, weil er ihn in einem musikalischen Wettstreit herausgefordert hatte. Apollo zog ihm bei lebendigem Leibe die Haut ab, um ihn für seinen Hochmut zu bestrafen.

Marsyas fand eine Flöte, die die Göttin Athene weggeworfen hatte, weil sie ihr Gesicht beim Spielen verunstaltete. Marsyas lernte, die Flöte so meisterhaft zu spielen, dass er sich übermütig genug fühlte, den Gott Apollo herauszufordern. Apollo war der Gott der Musik, der Dichtung und der Sonne, und er nahm die Herausforderung an. Die Bedingung war, dass der Sieger über den Verlierer nach Belieben verfügen konnte.

Der Wettstreit wurde von den Musen, den Göttinnen der Künste, beurteilt. Zunächst spielten beide Kontrahenten gleich gut, doch dann erhöhte Apollo den Schwierigkeitsgrad, indem er seine Leier umdrehte und rückwärts spielte. Marsyas konnte mit seiner Flöte nicht mithalten und wurde zum Verlierer erklärt. Apollo ließ ihn daraufhin an einen Baum binden und häutete ihn bei lebendigem Leib. Dies sollte eine Warnung an alle sein, die es wagten, sich mit den Göttern zu messen.

Permoser hat diese grausame Szene in seiner Büste von Marsyas eindrucksvoll eingefangen. Er zeigt den Satyr im Moment seines größten Leidens, kurz bevor er seinen Geist aufgibt. Das Gesicht des Marsyas ist verzerrt vor Schmerz, sein Mund ist weit geöffnet und zeigt eine abgebissene Zunge. Sein Kopf ist zur Seite gedreht, als wollte er dem Blick des Apollo entgehen. Seine Schultern sind angespannt, was darauf hinweist, dass seine Arme hinter seinem Rücken gefesselt sind. Er trägt ein Tierfell um seinen Hals, das auf sein schreckliches Schicksal anspielt.

Die Büste ist aus Marmor gefertigt und zeigt Marsyas in einem Moment höchster Qual. Sein Gesicht ist verzerrt vor Schmerz und Angst, seine Augen sind weit aufgerissen, sein Mund ist geöffnet, als würde er schreien. Sein Hals ist von Schnitten und Blutspuren bedeckt, die seine bevorstehende Hinrichtung andeuten. Die Büste ist so realistisch gestaltet, dass man fast das Leiden des Satyrs spüren kann. Permoser hat hier seine meisterhafte Fähigkeit gezeigt, Emotionen und Bewegung in Stein zu übertragen.

Die Büste von Marsyas ist ein Beispiel für die dramatische und expressive Kunst des Barock, die starke Emotionen und Bewegungen hervorruft. Permoser war einer der bedeutendsten Vermittler der italienischen Barockplastik nach Deutschland, wo er vor allem für den sächsischen Hof arbeitete. Er gestaltete unter anderem den Skulpturenschmuck für den Dresdner Zwinger, der als Hauptwerk des Dresdner Barock gilt. Permoser war auch ein Lehrer für viele andere sächsische Bildhauer, die seinen Stil weiterführten.

Die Büste von Marsyas ist nicht nur ein beeindruckendes Kunstwerk, sondern auch ein Symbol für die Macht und Grausamkeit des Absolutismus, der im 17. Jahrhundert in Europa herrschte. Die Büste wurde vermutlich für den sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. angefertigt, der ein großer Kunstliebhaber und Förderer Permosers war. Der Kurfürst war auch ein absolutistischer Herrscher, der seine Untertanen mit harter Hand regierte. Die Büste von Marsyas könnte also als eine Warnung an alle verstanden werden, die sich gegen die Autorität des Kurfürsten auflehnen wollten. Die Büste zeigt, dass der Widerstand gegen den Absolutismus mit einem schrecklichen Preis bezahlt werden musste.

Die Büste von Marsyas ist heute im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen, wo sie zu den wichtigsten Werken der deutschen Barockkunst gehört. Die Büste ist ein Zeugnis für das Genie und die Virtuosität Permosers, aber auch für die dunkle Seite der Geschichte Europas im 17. Jahrhundert.

Titel: Büste von Marsyas

Künstler: Balthasar Permoser, Deutscher, 1651–1732

Datum: ca. 1680–85

Medium: Marmor, auf einem schwarzen Marmorsockel intarsiert mit Marmortafeln

Dimensionen: Höhe mit Sockel 68,6 cm

Bildquelle: Public Domain: Metropolitan Museum of Art (Met)

https://www.metmuseum.org/art/collection/search/211486

Was ist Barockkunst?

Barockkunst ist eine Kunstform, die vom 17. bis zum frühen 18. Jahrhundert in Europa und Lateinamerika verbreitet war. Sie zeichnet sich durch dramatische, emotionale und prächtige Darstellungen von religiösen, mythologischen und historischen Szenen aus. Barockkunst ist oft mit der Gegenreformation verbunden, einer Bewegung, die die katholische Kirche stärken und die protestantische Reformation bekämpfen wollte. Barockkünstler wie Caravaggio, Bernini, Rubens und Velázquez nutzten starke Kontraste von Licht und Schatten, lebendige Farben, dynamische Kompositionen und realistische Details, um ihre Werke ausdrucksstark und beeindruckend zu machen. Barockkunst hatte auch einen großen Einfluss auf die Architektur, die Musik und die Literatur der Zeit.

Wer waren die wichtigsten Barockkünstler?

Die wichtigsten Barockkünstler waren Künstlerinnen und Künstler, die im 17. und 18. Jahrhundert in Europa lebten und Werke schufen, die sich durch Dramatik, Bewegung und Pracht auszeichneten. Die Barockkunst war sehr vielfältig und unterschied sich je nach Region und Zeit. Einige der berühmtesten Barockkünstler waren:

• Caravaggio (1571/73–1610): Ein italienischer Maler, der für seinen Einsatz von starken Licht- und Schattenkontrasten bekannt war. Er malte oft religiöse und mythologische Szenen mit realistischen und dramatischen Effekten.
• Peter Paul Rubens (1577–1640): Ein flämischer Maler, der für seine üppigen und lebendigen Darstellungen von historischen und allegorischen Themen bekannt war. Er war auch ein erfolgreicher Diplomat und Kunstsammler.
• Rembrandt van Rijn (1606–1669): Ein niederländischer Maler, der für seine Porträts, Selbstporträts und biblischen Szenen bekannt war. Er war ein Meister der Lichtführung und der psychologischen Tiefe.
• Gian Lorenzo Bernini (1598–1680): Ein italienischer Bildhauer und Architekt, der für seine virtuosen und dynamischen Skulpturen bekannt war. Er war auch der führende Vertreter des römischen Barocks und gestaltete viele Kirchen und Plätze in der Stadt.
• Artemisia Gentileschi (1593–1653): Eine italienische Malerin, die für ihre kraftvollen und expressiven Darstellungen von weiblichen Figuren bekannt war. Sie war eine der wenigen Frauen, die im Barock erfolgreich waren und Anerkennung erlangten.
• Johann Sebastian Bach (1685–1750): Ein deutscher Komponist, der für seine komplexen und innovativen Werke bekannt war. Er gilt als einer der größten Musiker aller Zeiten und als der bedeutendste Vertreter der Barockmusik.

Was sind die Merkmale der Barockkunst?

Die Barockkunst ist eine Epoche der europäischen Kunstgeschichte, die von etwa 1600 bis 1760/70 andauerte. Sie zeichnet sich durch illusionistische, dynamische und prunkvolle Werke aus, die oft die Macht der Kirche und des Adels darstellen sollten. Die Barockkunst umfasst verschiedene Gattungen wie Architektur, Malerei, Skulptur, Musik, Literatur und Theater. Der Barock entstand in Italien und verbreitete sich dann über Frankreich, die Niederlande, Deutschland, Spanien und Polen.

Einige der Merkmale der Barockkunst sind:

• Die Bewegung: Die Barockkunst zeigt oft schwungvolle, dramatische und theatralische Szenen, die Bewegung und Emotionen hervorrufen. Die Architektur ist gekennzeichnet durch geschwungene Linien, Rundungen und Ornamente. Die Malerei und die Skulptur zeigen oft verzerrte und expressive Figuren, die in Aktion dargestellt sind.
• Die Gegensätze: Die Barockkunst spielt oft mit dem Kontrast zwischen Licht und Schatten, zwischen Realität und Illusion, zwischen Leben und Tod. Die Malerei nutzt den Effekt des Chiaroscuro, um die Figuren plastisch und naturalistisch erscheinen zu lassen. Die Architektur schafft optische Täuschungen durch perspektivische Tricks und Trompe-l’œil. Die Themen sind oft religiös, mythologisch oder historisch und zeigen die Spannung zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen, zwischen dem Erhabenen und dem Tragischen.
• Die Pracht: Die Barockkunst zeigt oft den Reichtum und die Macht der Auftraggeber, wie die Kirche und der Adel. Die Architektur ist üppig und monumental, mit Kuppeln, Säulen, Giebeln und Fassaden. Die Malerei und die Skulptur sind reich an Farben, Details und Symbolen.

Bildquelle: Public Domain: Metropolitan Museum of Art (Met)

https://www.metmuseum.org/art/collection/search/21148

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